03.01.2012

Ach komm, die rauchen doch E(h)

In letzter Zeit ist viel von "Elektrischen Zigaretten" zu hören, und davon, dass die ziemlich gefährlich sind.

Besonders hübsch ist der Artikel auf dem Fachportal Naturheilkunde und Naturheilverfahren (das, wie man sich vorstellen kann selbst wesentlich mehr vernebelt, als jede E Zigarette), in dem es im Abschnitt "Verwendung gefährdet die Gesundheit" hauptsächlich um Vertriebswege, technische Details und Ministerin Steffens geht. Um Gesundheitsgefahren allerdings nicht.

"Der Westen" bezeichnet Propylenglycol, das Hauptbestandteil der meisten Verdampferflüssigkeiten ist als Frostschutzmittel. Und das ist wirklich eine Neuigkeit. Der entsprechende Wikipediaartikel sagt darüber jedenfalls nichts. Außerdem ist Kochsalz irgendwie auch ein Frostschutzmittel. Oder Eierpunsch. Aber was ist schon journalistische Sorgfalt, wenn man eine Meinung zu verbreiten hat?

Apropos Ministrin Steffens: Die ließ neulich verbreiten, dass “Der Handel und der Verkauf von E-Zigaretten sowie von liquidhaltigen Kartuschen, Kapseln oder Patronen für E-Zigaretten, sofern die arzneimittel- und medizinprodukterechtlichen Vorschriften nicht eingehalten werden, gesetzlich verboten” ist. Man beachte den Nebensatz. Ich stelle ebenso relevant fest: Die Benutzung von KFZ ist, sofern fahrerlaubnis- und zulassungsbezogene Vorschriften nicht eingehalten werden, gesetzlich verboten.

Wenn man die Presseschau um den Pötschke-Langer-Faktor bereinigt ist das Bild eigentlich recht positiv. Das bedarf evtl einer Erklärung. Dr. med. Martina Pötschke-Langer scheint mir die Hauptbeauftragte für wissenschaftlich fragwürdige Methoden beim DKFZ zu sein. Die Versuchsreihe zur Schädlichkeit von E Zigaretten ist von Dr. Pötschke-Langer mündlich überliefert: "Nachdem in dem Raum zwei E-Zigaretten geraucht worden waren, hatten meine Kollegen und ich Atemwegsreizungen und ein Benommenheitsgefühl" Zumindest beim Benommenheitsgefühl Pötschke-Langers vermute ich ein chronisches Leiden. Ihren Standards bleibt sie jedenfalls treu. Die genannten 2 E-Zigaretten entsprechen etwa 2 Schachteln Zigaretten. Beim Durcharbeiten der Presseberichte könnte man den Eindruck gewinnen, Pötschke-Langer sei die Einzige, die sich am Gebrauch von E-Zigaretten stört. Der allergrößte Teil der restlichen (spärlich) gehörten Fachleute kommt zu wesentlich positiveren Einschätzungen. Wie schon der für eine Wissenschaftlerin seltsam anmutende Selbstversuch nahelegt, tut sich Pötschke-Langer sehr schwer, ein Risiko für Passivdampfer zu konstruieren. Das hängt hauptsächlich damit zusammen, dass es zunächst mal nichts gibt, was ein solches Risiko auch nur vermuten ließe. Die einzige Ausnahme ist eine Studie der FDA in den USA, laut derer in zwei untersuchten Proben von Verdampferflüssigkeiten tabakspezifische Nitrosamine nachgewiesen wurden. Diese Information muss dann allerdings auch ausreichen, denn über die Konzentration der Nitrosamine und die Anzahl der untersuchten nitrosaminnegativen Proben werden keine Angaben gemacht. Da die Nachweisgrenze bei modernen Testgeräten unsagbar niedrig ist, kann man also bis auf Weiteres davon ausgehen, dass ein ordinäres Käsebrot wesentlich gefährlicher ist. Außerdem: Wenn ich in russischen Hinterhöfen hausgepanschten Vodka auf sein Potential, mich erblinden zu lassen hin untersuche, ist das Ergebnis kaum auf die Auswahl im Supermarkt nebenan zu übertragen. Denn die meisten deutschen Händler sehen längst von aus Fernost importierten Liquids (ich nenne sie Jin Ling - Liquids) ab. Ein deutscher Hersteller hat seine Produkte jüngst auf Nitrosamine untersuchen lassen. Das Ergebnis war negativ und alles deutet darauf hin, dass das die Regel ist. Strikte Kontrollen könnten da natürlich Gewissheit bringen, aber die ist scheinbar garnicht gewollt.

Auch zur Einstiegsdroge taugt ein Gerät, das mit gut 50 Euro zu Buche schlägt nicht so richtig, auch wenn man sich das noch so sehr wünschen würde. Aus gutem Grund ist vor Jahren der Verkauf von Zigaretten in Zehnerpackungen verboten worden. Die können sich einstiegsgefährdete Jugendliche nämlich leisten. Selbst das DKFZ vergleicht die E-Zigarette mit den noch neulich bei jugendlichen so beliebten Alcopops. Was hat eigentlich dazu geführt, dass Jugendliche ihren Colawhisky wieder selbst mischen oder in alter Tradition der Väter zu Bier und Korn zurückgekehrt sind? Na? Keine Fragen mehr, euer Ehren.
Doch eine: Wieso fällt das Ganze eigentlich überhaupt in den Fachbereich des DKFZ, das zum größten Teil übrigens öffentlich finanziert ist? Darauf, dass die E-Zigarette Krebserregend ist, deutet nichts hin.
Bei Konsumenten der E-Zigarette handelt es sich fast ausschließlich um Umsteiger. Und:
Die Rauchen doch Eh. Nur jetzt eben ohne daran zu sterben.

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